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Pudendusneuralgie / Alcock-Syndrom
Der Nervus Pudendus kann infolge einer Dammverletzung während der Geburt oder durch ausgedehnte Tumoren im Enddarm geschädigt werden.
Meist tritt die Läsion beim Verlauf im Canalis Pudendus auf, was als Pudendusneuralgie oder Alcock-Syndrom bezeichnet wird. Dabei kommt es zu Schmerzen in der Dammregion, die unterschiedlich weit nach vorn und hinten ausstrahlen und im Sitzen zunehmen.
Zudem besteht je nach Stärke der Läsion eine Stuhl- und/oder Harninkontinenz aufgrund der Lähmung der willkürlichen Schließmuskeln. Außerdem ist die Geschlechtsfunktion beeinträchtigt, was zum Beispiel beim Mann zu Impotenz und Zeugungsunfähigkeit führen kann.
Pudendusblockade
Bei Geburten kann man zur Linderung der Schmerzen eine Pudendusblockade (Pudendusanästhesie) einsetzen, bei der der Nervus pudendus durch eine transvaginale Injektion vor Eintritt in den Canalis pudendus gelähmt und somit die Schmerzweiterleitung unterbrochen wird.
Da die Blockade keinen Einfluss auf die Gebärmuttermuskulatur hat, d.h. der Pressdrang und die Wehen nicht nachlassen, wird sie in der Regel erst nach vollständig eröffnetem Muttermund in der Austreibungsphase durchgeführt.
Der Nervus pudendus ist der größte Ast des Plexus sacralis bzw. des Plexus pudendus und hat sowohl motorische, sensible als auch vegetative Anteile.
Der Nerv führt Fasern der sakralen Spinalnervensegmente S2-S4, teilweise auch S1 und seltener S5. Er ist von besonderer Bedeutung für die Funktion der Beckenbodenmuskulatur, Schließmuskeln und Genitalien.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Verlauf und das Innervationsgebiet des Nervus pudendus.
Verlauf
Der Nervus pudendus entspringt aus dem Plexus pudendus (Schamgeflecht), der manchmal auch zum kaudalen Abschnitt des Plexus sacralis gezählt wird. Zusammen mit dem Nervus-ischiadicus verlässt er das kleine Becken nach laterodorsal durch das Foramen infrapiriforme.
Direkt danach zieht er bogenförmig um die Spina-ischiadica bzw. das Lig. sacrospinale herum und tritt anschließend durch das Foramen ischiadicum minus wieder ins Becken ein.
An der lateralen Wand der Fossa ischioanalis (Fossa ischiorectalis) verläuft er zusammen mit den Vasa pudenda interna im Canalis pudendalis (Alcock-Kanal), einer Faszien Duplikatur des M. obturatorius internus (Fascia obturatoria), nach ventral in Richtung Symphysis-pubica-schambeinfuge.
Äste
Dabei teilt er sich in seine Äste.
- Die Nn. rectales inferiores durchbrechen als erste Äste den Canalis pudendalis nach medial und ziehen mit der A. rectalis inferior Richtung Rektum.
- Kurz danach zweigen die Nn. Perineales nach medial ab, sie lassen sich in tiefe motorische und oberflächliche sensible Äste unterteilen. Letztere verzweigen sich in die Nn. scrotales posteriores (beim Mann) bzw. die Nn. labiales posteriores (bei der Frau).
- Der Endast des Nervus pudendus ist der Nervus dorsalis penis (beim Mann) bzw. der Nervus dorsalis clitoridis (bei der Frau). Er durchbricht das Diaphragma urogenitale und den M. transversus-perinei-profundus und gibt Äste an das Corpus cavernosum penis/clitoridis ab. Schließlich zieht er unter der Symphyse hindurch zur Clitoris bzw. auf dem Penisrücken zur Penis-Eichel.
Funktion
Der Nervus Pudendus spielt eine Rolle bei der stabilen Lage der Beckeneingeweide, bei der Bauchpresse, der Kontinenz sowie bei der Sexualfunktion (z.B. Ejakulation).
Die Nn. rektales inferiores innervieren motorisch den M. sphincter ani externus und sind somit wichtig für die Stuhlkontinenz. Sensibel versorgen sie die Haut unmittelbar um den Anus (Regio analis).
Die Rr. muscularis der Nn. Perineales versorgen den M. transversus perinei superficialis, den M. bulbospongiosus und den M. ischiocavernosus. Die sensiblen Nn. scrotales/labiales posteriores innervieren die Haut im Dammbereich sowie den dorsalen Bereich des Skrotums bzw. der Labia majora einschließlich des Vestibulum Vagina.
Die motorischen Fasern des N. dorsalis penis/clitoridis versorgen den M. transversus perinei profundus, der für die Harnkontinenz verantwortlich ist, sowie die Pars profunda des M. sphincter ani externus und den M. sphincter urethrae (Harnkontinenz).
Sensibel innerviert er die Vorhaut (Präputium) sowie beim Mann die Penis und den Corpus cavernosum Penis bzw. bei der Frau die Klitorides und den Corpus cavernosum Klitorides.